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Entscheidungen treffen - warum Führung Mut zur Klarheit braucht

1. Führung scheitert nicht am Wissen, sondern am Mut

In fast jedem Workshop mit Führungskräften taucht irgendwann das Thema Entscheidungen auf. Das Spannende: Es scheitert selten am fehlenden Wissen. Oft liegen genug Informationen auf dem Tisch.

Das eigentliche Problem ist ein anderes: Der Mut, eine klare Entscheidung zu treffen und damit auch Verantwortung zu übernehmen.


2. Die lähmende Wirkung von Unentschlossenheit

Wir alle kennen Situationen, in denen eine Entscheidung über Wochen oder Monate „liegen bleibt“.

  • Teams arbeiten halbherzig weiter, weil sie nicht wissen, in welche Richtung es geht.
  • Ressourcen werden gebunden, obwohl längst klar ist, dass die alte Lösung nicht trägt.
  • Die Stimmung kippt, weil die Unsicherheit größer wird als jedes Risiko.

Eine schlechte Entscheidung kann man korrigieren. Keine Entscheidung lähmt.


3. Warum Führungskräfte zögern

In meiner Praxis erlebe ich immer wieder drei typische Gründe:

  • Angst vor Fehlern: „Was, wenn es die falsche Entscheidung ist?“
  • Perfektionismus: „Ich warte, bis ich wirklich alle Informationen habe.“
  • Verantwortungsscheu: „Vielleicht klärt sich das Problem von selbst oder jemand anders entscheidet es.“

Das Ergebnis ist immer gleich: Zeit vergeht, Chancen verstreichen, und das Team verliert Vertrauen.


4. Das Phänomen „Bike Shedding“

Ein besonders anschauliches Muster ist das sogenannte Bike Shedding. Der Begriff geht auf den britischen Autor C. Northcote Parkinson zurück. Seine Beobachtung: Menschen diskutieren in Organisationen oft am längsten über die trivialsten Dinge.

Warum? Weil jeder mitreden kann.

  • Über den Bau eines Atomkraftwerks können nur Experten sprechen.
  • Über die Farbe des Fahrradschuppens kann jeder eine Meinung haben.

Ergebnis: Das Unwichtige bekommt unverhältnismäßig viel Zeit - das Wesentliche wird vertagt.

Ich habe das selbst im Konzern erlebt: Ein Milliarden-Investment in einem fernen Markt stand auf der Agenda des Vorstands. Kaum jemand fühlte sich inhaltlich wirklich sicher, also wurde das Thema nach hinten geschoben. Stattdessen diskutierte man ewig über das Design neuer Vorstandsmöbel und die Neugestaltung der Büros.

Am Ende blieb für die entscheidende Investitionsfrage kaum noch Zeit.


5. Entscheidungen trotz Unsicherheit

Die Wahrheit ist: Führungskräfte treffen fast nie Entscheidungen mit 100 % Sicherheit. Oft fehlen 20, manchmal 30 % der Informationen.

Die Kunst liegt darin, mit dieser Unsicherheit zu leben und trotzdem zu handeln. Dazu hilft eine Faustregel: Lieber 80 % Klarheit jetzt als 100 % Sicherheit nie.


6. Praktische Ansätze

  • Timeboxing: Setze dir eine klare Frist. „Bis Freitag entscheide ich - egal, ob bis dahin alle Informationen vorliegen.“
  • Entscheidungskriterien: Lege vorher fest, nach welchen Maßstäben du entscheidest (z. B. Kundennutzen, Machbarkeit, Kosten). Das reduziert das Risiko von Bauchgefühl-only.
  • Kommunikation: Sei offen über die Unsicherheit. „Wir entscheiden auf Basis der besten Infos, die wir haben - Anpassungen sind möglich.“ Teams respektieren Ehrlichkeit mehr als endloses Zögern.

7. Mein Impuls

  • Welche Entscheidung in deinem Umfeld wird zu lange aufgeschoben?
  • Wo vertagt ihr komplexe Fragen – und verliert euch stattdessen im „Bike Shed“?
  • Welche Energie würde frei, wenn endlich Klarheit herrscht?

Denn Führung bedeutet nicht, immer richtig zu entscheiden. Führung bedeutet, Entscheidungen professionell, anhand sinnvoller Kriterien, nach bestem Wissen und zeitnah zu treffen und sie dann mutig zu vertreten.

Über den Autor

Dr. Sebastian Tschentscher findet mit seiner Executive Search Boutique „Digital Minds“ die besten digitalen Köpfe für Ihr Unternehmen.

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