Bei einem Stammtisch mit ehemaligen Kollegen erinnerte mich letzte Woche ein Foto aus dem Pentagon von einer gemeinsamen Dienstreise daran, wie oft ich mich nach über 20 Berufsjahren gefragt habe: Wie hätte sich mein Weg wohl entwickelt, wenn ich ganz andere Entscheidungen getroffen hätte?
In meinen Seminaren an der Hochschule Fresenius diskutiere ich mit Studierenden immer wieder dieselbe Grundfrage: Welche Faktoren formen unsere Karriere? Laut Theorie sind es drei: die eigene Wahl, das Netzwerk und der Zufall. Auch bei mir wirken alle drei deutlich: Ursprünglich wollte ich direkt nach dem Abi in die Bankwelt einsteigen. Weil ich mich jedoch nicht rechtzeitig um einen Ausbildungsplatz gekümmert hatte, begann ich ein Jurastudium. Später merkte ich als Anwalt, dass ich mich nicht dauerhaft mit den rechtlichen Problemen anderer beschäftigen wollte, und wechselte in die Unternehmenswelt.
Bei E.ON waren es dann vor allem Vorgesetzte und glückliche Zufälle, die meinen Weg bestimmten. Durch Netzwerk und Chancen ergaben sich Stationen in verschiedenen Abteilungen und auch später neue Positionen bei LichtBlick und Vaillant. Erst 2018 war es wieder meine bewusste Entscheidung, in eine völlig andere Rolle als Geschäftsführer in der Personalberatung zu wechseln – und schließlich meine eigene Executive-Search-Boutique zu gründen.
Heute sehe ich deutlich, dass Netzwerk und Zufall vielen Karrieren ihren besonderen Dreh geben - meist haben sie stärkeren Einfluss als die eigene, bewusste Wahl. Solange man zufrieden ist, ist das kein Problem. Schwierig wird es nur, wenn man sich komplett neu orientieren möchte – denn Unternehmen schreiben Karrieren gern fort. Sie suchen bei Neueinstellungen nach Menschen, die langjährige Erfahrungen genau in dem betreffenden Bereich haben.
