Gerade habe ich wieder eine Absage eines sehr geeigneten Kandidaten erhalten, weil er die Remote-Regelung für die Position (3 Tage Office pro Woche) ablehnt. Das Thema ist tatsächlich bei fast jeder Executive Search der neuralgische Punkt, an dem es oft scheitert. Je häufiger ich mit Unternehmen und Kandidat:innen darüber diskutiere, desto klarer wird mir: Eigentlich geht es um Vertrauen oder besser: um fehlendes Vertrauen.
Denn kaum ein Unternehmen hat ein Problem damit, dass eine bei ihm beschäftigte langjährige Führungskraft, die ihr Team, die Projekte und Stakeholder im Griff hat, sich Freiheiten in Bezug auf Ort und Zeit der Arbeit herausnimmt. Hauptsache die Leistung und die Ergebnisse stimmen. Man vertraut der Person, dass sie einen guten Job macht, egal wann und von wo.
Genau dieses Vertrauen wird aber "Neuen", also Personen, die man "von außen" einstellt, oft nicht entgegengebracht. Hier herrscht meistens die Haltung: "Er oder sie soll sich erst einmal beweisen. Wer schon gar nicht ins Büro kommen will, zeigt ja, dass es mit der Leistungsbereitschaft nicht weit her ist."
Kandidat:innen hingegen lesen: "3 Tage pro Woche vor Ort" und empfinden das als nicht mehr zeitgemäße Vorgabe, die für eine veraltete Unternehmenskultur spricht und winken ab. Beide Seiten misstrauen also einander.
Was kann man also tun? Ich werbe in den Gesprächen für einen gegenseitigen Vertrauensvorschuss: Unternehmen können z. B. die Vorgabe für die Tage im Büro auf die Einarbeitungs- bzw. Probezeit beschränken. Und Kandidat:innen sollten darauf vertrauen, dass sich in der Regel für alle Bedürfnisse und Wünsche Lösungen finden lassen, wenn gute Arbeit geleistet wird.
Vertrauen ist also einmal mehr die Lösung, das gilt übrigens für fast alle Bereiche der Wirtschaft und des Lebens.