1. Drei Jahre Selbstständigkeit - ohne Pause, aber mit Balance
Seit ich vor fast drei Jahren meine eigene Executive-Search-Boutique gegründet habe, hatte ich keinen klassischen Urlaub mehr. Keine zwei Wochen völlige Auszeit, kein automatisches „Out of Office“. Und trotzdem fühle ich mich nicht erschöpft - im Gegenteil.
Ich bin erholt, leistungsfähig und zufrieden. Nicht, weil ich weniger arbeite, sondern weil ich Arbeit und Erholung anders lebe.
2. Mein Prinzip: Keine Trennung von Arbeit und Leben
Ich plane nicht mehr nach dem Muster „Jetzt wird gearbeitet, später dann wird gelebt“. Ich arbeite, wenn Energie da ist, und gönne mir Pausen, wenn sie gebraucht werden. Manchmal bedeutet das volle Tage mit Interviews, Gesprächen und Analysen. Dann wieder Tage, an denen ich mich bewusst zurückziehe und nur das Nötigste erledige.
Ich lasse nichts liegen, erledige auch Kleines sofort. Das schafft Leichtigkeit. Nichts häuft sich an, nichts lastet auf mir. So wird Erholung zu etwas, das jeden Tag passiert - nicht nur im Urlaub.
3. Zwei Orte, zwei Rhythmen
Ich arbeite sowohl aus Hamburg als auch aus Barcelona und merke, wie unterschiedlich sich Arbeit je nach Umgebung anfühlen kann.
In Spanien kommt Erholung fast von allein: Abends zwei Stunden am Strand, ein Essen draußen mit Freunden, das Licht, die Wärme - all das hat Wirkung, ohne dass man bewusst „abschalten“ muss. In Hamburg ist der Rhythmus strukturierter, aber klar und fokussiert. Diese Mischung funktioniert für mich perfekt: Energie und Struktur, Sonne und Konzentration.
4. Früher: Arbeit gegen Erschöpfung
Ich kenne aber auch das Gegenteil. In einer früheren beruflichen Phase arbeitete ich 400 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, hatte eine Zweitwohnung und verbrachte jede Woche auf der Autobahn. Homeoffice war damals noch kein Thema - Präsenz war Pflicht.
Die Wochen waren lang, die Abende leer. Und wenn endlich das Wochenende kam, blieb kaum Zeit zum Auftanken. Ich wartete auf Urlaub, um mich wieder wie ich selbst zu fühlen.
Heute weiß ich: So möchte ich nie wieder arbeiten bzw. leben.
5. Ein Lebensmodell, das nicht für jeden passt - aber vielleicht zum Nachdenken anregt
Mir ist bewusst: Mein heutiger Lebensstil ist ein Privileg. Nicht jeder kann so flexibel arbeiten, und nicht jeder möchte das. Wer Kinder hat, ein großes Team führt oder in einem Umfeld arbeitet, in dem Struktur und Präsenz vorgegeben sind, kann seinen Alltag nicht ohne weiteres umgestalten.
Aber unabhängig davon glaube ich: Jeder kann etwas dafür tun, dauerhaft leistungsfähig zu bleiben, ohne auf den nächsten Urlaub angewiesen zu sein. Nicht indem man weniger arbeitet, sondern indem man bewusster lebt, priorisiert, loslässt.
6. Mein Impuls
Wann hast du dich zuletzt wirklich erholt - nicht, weil du frei hattest, sondern weil du dir Raum geschaffen hast? Was in deinem Alltag gibt dir Energie und was raubt sie dir? Und wie sähe dein idealer Rhythmus aus, wenn du ihn komplett selbst bestimmen könntest?
Arbeit und Erholung sind keine Gegensätze. Wenn sie im Einklang stehen, braucht man keinen Urlaub - nur Bewusstsein.