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Dauerbrenner: Work-Live-Balance

Den Begriff fand ich immer schon unsinnig: Arbeit ist Teil des Lebens und deshalb kann es nicht um die Balance zwischen Arbeit und Leben gehen, sondern allenfalls zwischen Arbeit und Freizeit. Unabhängig von dieser sprachlichen Ungenauigkeit ist die Diskussion rund um das Thema ein Dauerbrenner und zwar nicht erst, seit sich arbeitsbedingter Stress und daraus resultierende psychische Erkrankungen häufen.

Wenn ich 10-15 Jahre zurückblicke auf meine Zeit in (sehr) großen Unternehmen, erinnere ich mich an zwei Regeln, die für alle diejenigen galten, die auf der Karriereleiter hoch hinaus wollten: Erstens - "Macht = Headcount x Budget". Soll heißen, dass man möglichst große Teams führen und möglichst hohe Kostenverantwortung haben sollte, um wichtig zu sein. Zweitens - "Wer erfolgreich ist, hat wenig Zeit." Beides hing natürlich zusammen und so wurde die kostenbare Zeit der Mächtigsten und Wichtigsten von allerlei Unterstützern gemanaged (Vorstands-Fahrer, Executive Assistants, Chef-Sekretärinnen etc.). Die Kultur des Gehetztseins zog sich durch die weiteren Hierarchieebenen hindurch und wurde nur von denen ignoriert, die keine Karriere machen, sondern ihre Ruhe haben wollten.

Aktionismus und Terminfülle waren übrigens selbst für diejenigen an der Tagesordnung, bei denen die Aufgabe das eigentlich nicht erforderte. Ich erinnere mich noch gut an einen Kollegen, von dem Eingeweihte wussten, dass er im Konzern in Ungnade gefallen und quasi ohne richtige Funktion aufs Karriere-Abstellgleis bugsiert wurde. Er war trotzdem immer früh morgens im Büro und eilte stets schnellen Schrittes über die Flure. Der Schein des Vielbeschäftigten musste gewahrt bleiben.

Bestimmt gibt es diese Ausprägungen heute immer noch, aber die oft zu Unrecht als nicht mehr leistungsbereit gescholtene junge Generation fragt sich zu Recht: Ist das notwendig bzw. sinnvoll 10 Stunden am Tag oder mehr und auch am Wochenende zu arbeiten? Ich bin überzeugt, dass das nicht nur nicht sinnvoll, sondern schädlich ist und kaum irgendwo wirklich erforderlich.

Autonomy, Mastery & Purpose: Wenn man Daniel Pink folgt, sind das die drei Zutaten, die für Zufriedenheit im Job am wichtigsten sind. Wer selbstbestimmt arbeiten kann, einen Sinn darin sieht, was er tut und das Gefühl hat, Dinge geregelt zu bekommen und mit seinen Aufgaben zu wachsen, dem gibt die Arbeit Kraft, anstatt Energie zu kosten. Dann geht es nicht mehr darum, wie viel man arbeitet, sondern darum, einen guten Rhythmus zu finden: Wann brauche ich Pausen? Wann bin ich besonders leistungsfähig? Wann möchte ich mich ablenken, um einmal die Perspektive zu wechseln?

Es ist wie beim Lieblingssport: So gerne man ihn betreibt, irgendwann braucht man eine Pause. Ich leide aktuell z. B. an einem Tennisarm von zu viel Padel-Tennis-Aktivität. Praktisch, da kann ich wieder mehr Zeit ins Business stecken und z. B. Blog-Beiträge schreiben.

Über den Autor

Dr. Sebastian Tschentscher findet mit seiner Executive Search Boutique „Digital Minds“ die besten digitalen Köpfe für Ihr Unternehmen.

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