"Vorbereitende Buchhaltung". Schon, wenn ich das gehört habe, wurde mir ganz mulmig. In meiner kompletten beruflichen Karriere in Unternehmen gab es immer Abteilungen für alles Administrative, so dass ich mich darum nie kümmern musste. Und wenn ich aus dem Familien- und Bekanntenkreis von Selbständigen oder Unternehmern Klagen hörte, hatte das meistens mit Buchhaltung oder Steuern zu tun, die so viel Aufwand und Sorgen bereiteten. Also habe ich mich bei meiner Gründung darauf eingestellt, dass dies ein großer "Brocken" an Arbeit, Kopfzerbrechen und Komplexität sein würde.
Das Gegenteil ist der Fall: Ich habe mir eine Steuerberatung gesucht, die auch die (Lohn-)Buchhaltung komplett übernimmt und sehr digital aufgestellt ist. Jetzt mache ich genau zwei Dinge, die im Monat höchstens zwei Stunden Arbeit mit sich bringen und fast Spaß machen: Alle Eingangsrechnungen und -belege im System hochladen und Ausgangsrechnungen über dasselbe System erstellen und versenden. Alles andere (Buchungen, Zahlungen, Abgleich mit dem Geschäftskonto, Zahlungserinnerung etc.) läuft automatisch oder wird vom Dienstleister übernommen. Das Thema habe ich also komplett überschätzt.
Und unterschätzt? Vor allem, dass mir Fehler oder negatives Feedback viel mehr zu schaffen machen als vorher. Nach vielen Jahren im Berufsleben entwickelt man ja eine gewisse Resilienz; nach dem Motto: "Wo gehobelt wird, da fallen Späne". Insofern hat es mich in den letzten Jahren kaum belastet, wenn Fehler passierten, egal ob eigene oder von Mitarbeitenden. Ärgerlich, klar und man muss dafür sorgen, denselben Fehler künftig zu vermeiden, aber groß bekümmert hat mich das nicht. Ganz anders in den ersten Wochen der Selbständigkeit: Wenn etwas schief lief oder ein Kunde oder Kandidat Kritik geäußert hat, habe ich mir das sehr zu Herzen genommen und lange darüber gegrübelt und mit dem Thema gehadert. Warum diese plötzliche Dünnhäutigkeit?
Für mich gibt es zwei Erklärungen: Erstens ist auf einmal niemand anderes verantwortlich, als ich selbst. Kein Kollege, kein falscher Prozess in der Organisation, den ich vorgefunden habe oder sonstwer oder -was - nur ich selbst. Zweitens geht es um mehr: In einer großen Organisation die seit vielen Jahren besteht, wird ein Fehler kaum einen großen Schaden anrichten. Aber dem zarten Pflänzchen des eigenen neuen Unternehmen vielleicht doch? Das habe ich unterschätzt.