1. Führen ohne sich selbst zu führen? Kaum möglich.
Viele Führungskräfte investieren enorme Energie in ihre Teams, in Projekte und in die Erreichung von Zielen. Doch erstaunlich oft vernachlässigen sie den wichtigsten Faktor für gute Führung: sich selbst.
Ich erlebe das in meiner Beratungspraxis regelmäßig: Strategien, Strukturen und Prozesse sind gut - aber die eigentliche Wirkung entsteht durch die Persönlichkeit der Führungskraft.
2. Selbstreflexion statt Automatismus
Im Alltag neigen wir alle dazu, in vertrauten Mustern zu handeln. Das ist effizient - aber nicht immer wirksam. Führungskräfte, die sich regelmäßig fragen: „Warum handle ich so? Welche Wirkung hat mein Verhalten auf andere? Und passt das zu meinen Werten?“ - entwickeln eine ganz andere Klarheit und Souveränität.
Der CEO eines meiner früheren Unternehmen sagte immer, dass es für ihn entscheidend sei, nach Meetings und wichtigen Terminen bewusst aus dem Fenster zu schauen, zu reflektieren - und dabei vor allem über sich selbst nachzudenken. Bei einigen meiner Bereichsleiter-Kollegen sorgte das für Kopfschütteln: „Wir arbeiten hier auf Hochtouren - und er schaut aus dem Fenster.“ Ich habe ihm jedoch zugestimmt. Für mich war klar: Genau diese Fähigkeit zur Selbstreflexion hat den Unterschied gemacht und ihn zum CEO.
3. Stärken nutzen - blinde Flecken erkennen
Viele Führungskräfte wissen, worin sie stark sind. Doch die eigentliche Entwicklung beginnt dort, wo man sich mit den eigenen „blinden Flecken“ beschäftigt.
Ein Modell, das ich in Workshops mit Geschäftsführungen gerne einsetze, ist das Core-Quality-Quadrant-Modell von Daniel Ofman. Es zeigt auf sehr einfache Weise: Jede Stärke hat auch eine Schattenseite, wenn man sie übertreibt.
- Beispiel: Detailorientierung ist eine wertvolle Stärke. Wird sie jedoch übertrieben, kippt sie leicht in Micromanagement.
- Das Modell macht zudem sichtbar, welche „Herausforderungsseite“ entwickelt werden muss, um die Balance zu halten - hier also: Vertrauen schenken und loslassen können.
Gerade diese Klarheit hilft Führungskräften, ihre Stärken bewusst einzusetzen und nicht in die typischen Fallen zu laufen.
4. Führung heißt, ein Vorbild im Lernen zu sein
Teams folgen nicht nur Worten - sie folgen dem Verhalten ihrer Führungskräfte. Wenn diese zeigen, dass sie selbst lernen, reflektieren und Fehler eingestehen, dann wird genau das auch in der Organisation möglich.
Oder umgekehrt: Wer glaubt, schon „fertig“ zu sein, sendet unbewusst das Signal, dass Entwicklung nicht mehr nötig ist.
5. Mein Impuls
- Wann hast du dich zuletzt bewusst mit deinem eigenen Führungsverhalten beschäftigt?
- Welche Routinen helfen dir, nicht in Automatismen zu verfallen?
- Und welches Feedback oder Modell (z. B. das Core-Quality-Quadrant) hat dir zuletzt die Augen geöffnet?
Führung beginnt immer bei einem selbst. Wer sich selbst nicht führen kann – wird andere nur schwer inspirieren.