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Warum such auf Warum sich auf Alpha-Tier-Stellenausschreibungen selten Frauen bewerben

Wir ringen um Kandidatinnen für Führungspositionen, aber wenn es um konkrete Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt am Arbeitsplatz geht, kommt das große Zögern: Könnte das die Belegschaft spalten? Die Logik ist quasi: ‚Das machen wir nicht, wenn es einige stört.‘ Ich glaube, das können wir uns nicht mehr leisten. Ich spreche oft mit Mittelständlern, die abseits der Großstädte sitzen. Sie trifft der Fachkräftemangel am härtesten und Frauen für Führungspositionen zu gewinnen, ist für sie besonders schwierig.

Ein Hebel, um das Problem anzugehen, liegt täglich auf meinem Tisch: Stellenanzeigen sind der erste Kontaktpunkt für potenzielle Kandidatinnen. Die Positionsbezeichnung ist heute divers (m/f/d) gehalten, aber der Text darunter liest sich meist so, als ob eine Männer-Fußballmannschaft einen Stürmer sucht, ein Rudel einen Anführer, ein Spezialkommando einen Chef. Wenn für die Position „Management Director“ ein typisches Alphatier beschrieben wird, spricht das nun einmal eher Männer an. Allgemein bekannte Beispiele dafür sind Adjektive wie durchsetzungsstark, zielstrebig, ehrgeizig, analytisch, unabhängig, offensiv, entschlossen, auch Substantive wie Durchsetzungsvermögen und Durchschlagskraft. Einige denken jetzt: ‚Aber das sind doch neutrale Begriffe?‘ oder ‘Auch Frauen können doch durchsetzungsstark sein…’. Stimmt, aber in unserer Kultur sind diese Begriffe nun einmal eng verbunden mit männlichen Stereotypen.

Die Forschungslage ist da recht eindeutig: Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Simone Burel ersetzte deshalb in der erfolglosen Ausschreibung eines Konzerns eine starke Mannschaft durch Team und fügte u.a. Attribute wie „verlässlich“ und „ehrlich“ hinzu. Drei Kandidatinnen bewarben sich daraufhin, zwei davon fand man passend. Mich hat die Geschichte dahinter fasziniert: Noch während Simone Burel 2015 über die Sprache von DAX-30-Unternehmen promovierte, merkte sie, dass sie auf einer Marktlücke sitzt. 2019 gründete sie aus dem Thema eine Unternehmensberatung. Einer der ganz wenigen DAX-Konzerne, die bei dem Thema schon weiter sind, ist Infineon. Der Halbleiterhersteller ersetzt zum Beispiel Adjektive wie „ehrgeizig“ durch „motiviert“ und „selbständig“ durch „verantwortlich“. Die Sorge, dass jetzt männliche Qualitäten ausgeschlossen werden, nimmt man der Belegschaft gleich vorneweg: „Wir wählen Adjektive und Formulierungen, die insbesondere auch Frauen ansprechen, gleichfalls aber Männer keinesfalls davon abhalten, sich zu bewerben.“ Es gibt noch weitere Hebel, mit denen wir arbeiten können. Sprache ist nur der offensichtlichste Ansatzpunkt und die Stellenanzeige nur der erste Schritt auf dem Weg zu neuen Kolleginnen.

Über den Autor

Dr. Sebastian Tschentscher findet mit seiner Executive Search Boutique „Digital Minds“ die besten digitalen Köpfe für Ihr Unternehmen.

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